Fakten & Infos
hinter den Geschichten

Gentrifizierung in Prenzlauer Berg

Prenzlauer Berg ist einer der Stadtteile Berlins, die sich nach der Wende drastisch veränderten. Die meisten der „Urgestein“-Bewohner leben nur noch zwischen ständig wachsender Gastronomie, neuen Firmen und den teuren Wohnungen in Deutschlands größtem Gründerzeitgebiet ( 76% aller Wohnungen stammen aus den Jahrzehnten zwischen Reichsgründung und erstem Weltkrieg). Mittlerweile rollt bereits die zweite Sanierungswelle über den Stadtteil hinweg. Der Trend zu schicken Eigentumswohnungen sowie teuren Geschäftsketten treibt die beschriebene Entwicklung weiter an.

Deswegen ist die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum längst nicht mehr ein Thema, das lediglich die linke und alternative Szene beschäftigt. Es gibt zahlreiche Initiativen und Projekte, deutschlandweit, die sich zum Beispiel dem Freiburger Verein „Mietshäuser-Syndikat“ anschließen, einem Netzwerk selbst organisierter Wohnprojekte. So können die Bewohner dann als potentielle Käufer ihres Hauses eine Haus GmbH gründen, das Syndikat wird eine Beteiligungsgesellschaft davon. Das Syndikat mit seiner Vernetzung vermittelt dann Kredite, oft von privaten Unterstützern und Stiftungen. Wenn schließlich genug Kapital für die jeweilige Haus GmbH vorhanden ist, dann können die Mieter für die noch ausstehende Summe einen Bankkredit aufnehmen, der mit ihrer Miete abbezahlt wird.

Das Syndikat hilft danach auch weiterhin bei allen organisatorischen Fragen und Belangen. Obwohl der Verein seit 1992 besteht, ist bisher nur eine einziges Hausgemeinschaft  finanziell gescheitert, dagegen steigen die Anfragen von neuen Hausgemeinschaften gegenwärtig ständig.

 

Geflüchtete

Geflüchtete, die in Berlin leben, kommen aus den verschiedensten Ursprungsländern.

Afghanen sind die 4-größte Gruppe in Berlin, ehemalige Bürger der Russischen Föderation belegen den 7. Platz, was wenig bekannt ist. 

Die Hauptgründe für Flüchtende aus der russischen Föderation sind der wachsende politische und gesellschaftliche Druck, besonders für Frauen. Viele befürchten auch, noch in Deutschland von Handlangern aus der alten Heimat verfolgt und unter Druck gesetzt zu werden. In Berlin gibt es seit den 20ger Jahren eine große Gemeinschaft von Russen, es wird geschätzt , dass in der Hauptstadt mehr russisch als türkisch sprechende Menschen leben.

Noch weniger Aufmerkssamkeit erlangen Geflüchtete aus Südamerika. Bis April 19 hat ein Exodus von  3,4 Millionen Venezolanern sattgefunden, die das Land auf der Flucht vor der  drängenden politischen und humanitären Krise verlassen, meist zunächst Richtung Kolumbien und Peru. Die katastrophalen Bedingungen auf der Flucht und die Anfeindungen in den Nachbarländern treiben viele der  Geflüchteten aber auch weiter  bis nach Europa, meist Spanien, aber auch Deutschland.

Waren es 2015 nur 21 Venezolaner, die in Deutschland Asyl beantragt haben, hat sich diese Zahl im Jahr darauf schon mehr als vervierfacht – auf 88. Und im Jahr 2018 haben bereits 404 Venezolaner hier Asyl beantragt.  Obwohl die Asylanerkennung vor allem  in Europa schwer ist,  fordert das Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen (UNHCR), alle Länder mit venezolanischen Flüchtlingen nachdrücklich auf, die Menschen in der gegenwärtigen Situation nicht in ihre Heimat zurückzuschicken.

 

Kindheit in Berlin

Die Kinder in Berlin müssen vor allem mit einem leben, dem engen Lebensraum in den Strassen, den kleinen eingemauerten und lieblos gestalteten Spielplätzen. Allein im Prenzlauer Berg sind 17 Spielplätze geschlossen wegen baulichen Mängeln. Zudem gibt es zu wenig bezahlbaren Wohnraum für junge Familien, viele leben in zu kleinen Wohnungen und behelfen sich mit eingezogenen 2. Ebenen und Hochbetten.

Umso bewunderswerter, mit wieviel Phantasie und Energie die Berliner Kinder ihren knapp bemessenen Spielraum gestalten und für sich besetzen.

 

Studenten in Berlin

4 Universitäten, 12 Applied Science und private Hochschulen, dazu noch etliche private Studienangebote. Die Anzahl von Berlins Studierenden steht knapp vor der 200.000 Marke. Zu Beginn jeden Semesters kommt der Auruf über Radio und Zeitung: wer kann einem Studierenden noch einen Wohnplatz anbieten. Zusammen mit Familien mit geringerem Einkommen, Alleinerziehenden , Auszubildenden und alten Menschen sind Studierende ständig auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum, möglichst in der Nähe ihrere Hochschule.

 

Made in Berlin

Berlin gilt als die Gründerstadt. Ob große Vision oder kleine kreative Idee, ständig wächst die Zahl der Neugründungen von Unternehmen, die von Berlin aus ihr Glück versuchen wollen. Alle 20 Stunden soll hier eine neues Startup aus der Taufe gehoben werden.

Dass sich in Berlin dieser besonderer Drang zum Gründen entwickeln konnte, soll vor allem  in der Offenheit und Diversität der Stadt begründet liegen. Start-up gilt für die meisten Berliner Akteure mehr als eine Art Kulturfrage denn als  Businesspraxis, böse Zungen behaupten allerdings auch, die Szene sei manchmal arg  verträumt und oft auch ein wenig überheblich. Die Tatsache, dass nur jedes zweite Start-up überlebt, nur jedes zehnte ein richtiger Erfolg wird, scheint diesen Einschätzungen recht zu geben.

 

Alte Menschen in Berlin

Berlin sieht sich am liebsten jung, dynamisch und international, es lebt zu einem Großteil von seinem Image als junger Kreativmetropole und als der Stadt, in der die Ideen für die Welt von morgen entstehen. Die Stadtentwicklung verdrängt die alten „Ureinwohner“ immer mehr aus der Mitte der Stadt in die Außenbezirke. Die „Alten“ spielen weder im Straßen- noch im Selbstbild  der Innenstadtbezirke eine Rolle, zum Beispiel im Prenzlauerberg mit seinem Selbstverständnis als Trendbezirk in familiengerechter und kreativer Umgebung.

Die Zahl der Rentner mit geringen Einkünften wächt auch ständig, sie hat sich im letzten Jahr verdoppelt.

Zudem gibt es wachsende Probleme und Missverständnisse in der Kommunikation zwischen alt und jung:  das Schwanken der Jüngeren zwischen Normen von Höflichkeit älteren Menschen gegenüber bei gleichzeitigem Bedürfnis der Abgrenzung von dieser Gruppe, die Unsicherheit der Alten gegenüber der selbstbewussten jungen Generation bei gleichzeitigem Bemühen des Wahrens der eigenen Würde lässt oft eine Begegnung schwierig und konfliktreich werden, im öffentlichen wie halb-privaten Raum einer Hausgemeinschaft.

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